"Eine Rolle spielen“ hat für viele Menschen so einen komischen Beigeschmack. Wir sind dann nicht echt.
Wir spielen dann ja nur eine Rolle.
Wir sind gar nicht wir selbst.
Wir spielen den anderen etwas vor.
Doch so negativ ist es gar nicht.
In eine Rolle zu gehen und sich mit einer Rolle zu identifizieren hat auch viele Vorteile.
Wir schauen uns das mal etwas genauer an . . .
Kinder lieben es, sich zum Fasching zu verkleiden und in eine Rolle zu schlüpfen. Als Kind sind wir dann „ein Pirat“ oder „eine Prinzessin“ und verhalten uns auch entsprechend. In/mit unserer Rolle machen wir in spielerischer Art und Weise neue Erfahrungen.
Viele Erwachsene schlüpfen tagtäglich in die Rolle des Arbeitnehmers/der Arbeitnehmerin bzw. des Angestellten/der Angestellten und „machen ihren Job so gut sie können“.
Auf der Arbeit sind wir auf der Arbeit - da haben private Dinge eigentlich nicht so viel zu suchen - es sei denn, es ergibt sich mal hier oder dort in einem Pausengespräch.
Bei der Arbeit sollen wir ja schließlich arbeiten - dafür werden wir ja bezahlt. Wir sollen die zu unserem Aufgabenbereich dazu gehörigen Aufgaben ausführen/erledigen und wir sollen dies verantwortungsbewusst machen, damit die Kolleginnen, der Chef/die Chefin und die Kunden zufrieden sind.
Schauspieler und ihre Rollen
Schauspieler, die im Theater auf der Bühne stehen, schlüpfen auch in Rollen. Ihre berufliche Rolle ist es, Schauspieler zu sein und hierzu gehört es, immer wieder in anderen Rollen zu schlüpfen.
Je authentischer wir als Schauspieler uns mit unserer Rolle im Theaterstück identifizieren, desto besser kommen wir rüber, desto eindrucksvoller ist unsere Wirkung und desto größer ist der Applaus des Publikums.
Der Schlüssel für unseren Erfolg ist unsere Präsenz
Wenn wir als Schauspieler in vollkommener Präsenz in unserer Rolle aufgehen - für die Dauer des Theaterstücks, wenn wir auf der Bühne stehen - dann begeistert und fesselt unsere Präsenz das Publikum und mit unserer Präsenz ziehen wir die Zuschauer/innen in unseren Bann.
Wir selbst sind begeistert - und unsere Begeisterung begeistert das Publikum.
Wir sind echt und authentisch - und diese Echtheit überträgt sich auf das Publikum, sodass die Menschen echt und authentisch zufrieden - ja begeistert - sind.
Eine halbherzig gespielte Rolle bekommt auch nur halbherzigen Applaus.
Eine Rolle, die wir nicht spielen, sondern LEBEN, bekommt tosenden Beifall und Standing Ovations.
Der große Vorteil an einer Rolle ist, dass wir sie JETZT leben
Die Rolle, die wir spielen oder leben, erwecken wir im JETZT zum Leben und füllen wir JETZT mit den Inhalten, Handlungen, Gesten, Worten und Taten, die wir ausüben.
Eine Rolle hat keine Vergangenheit und keine Zukunft.
Eine Rolle lebt/existiert lebendig im Jetzt.
Und dieses JETZT ist doch genau das spirituelle Momentum, um das es allen spirituellen Menschen geht.
Eine Rolle hat kein Ego - außer das Ego, das wir spielen
Natürlich treten wir in unserer Rolle mit einem Ego-ICH auf den Plan und sind „ICH – der Pirat“ oder „ICH – die Prinzessin“ - doch dieses Ego-ICH der Rolle ist eben das Ego der Rolle und hat nichts mit unserem konditionierten Ego unserer Kindheit zu tun.
In einer Rolle sind wir frei.
In einer Rolle sind wir frei von unserem konditionierten Ego
Unser konditioniertes Ego klammert sich an „unsere Rolle als Kind“ und versucht mit Händen und Füßen und mit allen Mitteln, uns als Erwachsenen wieder in die Rolle des Kindes hinein zu drücken. Und dies führt natürlich zu Problemen und Schwierigkeiten.
Wenn wir als Erwachsener in der Rolle unseres Kindheits-ICH festhängen, dann haben wir Probleme in unserem Leben, weil - WIR SIND NICHT MEHR ein Kind.
Es kann uns im Beruflichen passieren und auch im Bereich Partnerschaft/Beziehung/Familie, dass wir - oftmals vollkommen unbewusst - nach der Verliebtheitsphase - oder auch wenn plötzlich Kinder da sind - „zum Kind retardieren“ und unsere alten Kindheitsmuster - und vor allem unsere unbewussten Abwehrmechanismen - aktivieren.
Im Beruflichen kann es eine Kollegin sein oder ein Kollege, der Chef oder die Chefin oder eine neue Mitarbeiterin, die mit ihren Energien in uns irgendeinen Punkt antriggert, sodass wir „rückfällig werden“ und sodass wir „wieder zum Kind werden“.
Viele Menschen hängen in ihrer Rolle des Kindheits-Ego-Ich fest
Neben den beiden großen Lebensbereichen Arbeit/Beruf und Partnerschaft/Beziehung/Familie kann es uns auch in anderen Lebensbereichen passieren, dass wir ungewollt und unbewusst in alte Kindheitsmuster zurückfallen - zum Beispiel im Bereich Wohnen und Nachbarschaft oder beim Einkaufen oder auch im Urlaub oder im Straßenverkehr. Ja sogar beim Arzt oder wenn wir einen Handwerker/Fachmann für bestimmte Arbeiten bestellen, kann es uns passieren, dass wir unser Erwachsensein-ICH unbewusst verlieren und in unser Kindheits-ICH rutschen.
Wie so etwas zustande kommt?
Weil unser Gegenüber mit seinen/ihren Energien eine Ausstrahlung hat, die in uns ganz bestimmte Energien zum Schwingen und zum Klingen bringen, sodass „wir nicht mehr Herr/Frau unserer Sinne sind“ und plötzlich in den Status Kind zurückfallen.
Heute eine bestimmte Rolle einzunehmen kann uns vor unserer Kindheits-Rolle schützen
In all den Lebensbereichen, in denen wir heute als Erwachsener eine bestimmte Rolle spielen, sind wir über diese Rolle verbunden mit dem Hier und Jetzt.
In all den Lebensbereichen, in denen wir KEINE Rolle spielen, sondern in denen wir „wir selbst“ sind, läuft gerne mal etwas schief.
Warum?
Weil wir die Dinge persönlich nehmen.
Weil wir uns leicht verletzt fühlen.
Weil wir uns persönlich angegriffen fühlen.
Weil wir Schmerzen fühlen.
Weil wir uns falsch verstanden fühlen.
Eine Rolle bietet Schutz
Mit/in einer Rolle können uns Verletzungen nicht so leicht passieren, denn durch unsere Rolle haben wir eine innere Distanz zu den Geschehnissen und zu den Ereignissen um uns herum und auch zu den Kommentaren und Worten und Verhaltensweisen der anderen Menschen.
In/mit einer Rolle, nehmen wir das, was passiert, nicht so persönlich, weil wir als Person ja gar nicht involviert sind. Wir als Person treten ja überhaupt nicht in Erscheinung.
In/mit einer Rolle interagieren ja nicht wir selbst als Mensch, sondern „nur unsere Rolle“.
Unsere Rolle ist sozusagen wir eine Spielfigur auf dem Spielfeld des Lebens und wenn jemand „die Spielfigur doof findet“, dann meint er ja die Spielfigur und nicht uns als Mensch - weil, wir sind ja gar nicht zu sehen und nicht zu erkennen.
Wenn wir es ablehnen, eine Rolle einzunehmen
Manche Menschen möchten gerne im Beruflichen KEINE Rolle spielen, sondern Mensch sein. Dies führt dann dazu, dass ihnen die innere Distanz, die eine Rolle bieten würde, fehlt - und dann nehmen diese Menschen die Kommunikation und die Interaktion im Beruflichen oftmals persönlich - weil ja sie als Mensch/als Person vor Ort anwesend sind.
Und natürlich möchten wir insbesondere im Privaten, in unserer Partnerschaft/Beziehung/Familie KEINE Rolle spielen, sondern Mensch sein - ohne Rolle. Dennoch haben wir auch in unserer Familie verschiedene Rollen - ob wir dies nun wollen oder nicht.
Wir sind Vater oder Mutter.
Wir sind Partner oder Partnerin.
Wir sind Geldverdiener oder Geldverdienerin.
Wir sind in manchen Dingen geschickt und in anderen Dingen ungeschickt.
Einige Sachen liegen uns und gehen uns leicht von der Hand und andere Sachen können wir einfach nicht so gut - da haben wir zwei linke Hände.
Überall dort, wo wir uns als Mensch und als Person in unserem Sosein zeigen und angenommen werden wollen, laufen wir Gefahr, schmerzhafte Erfahrungen zu machen.
Dies liegt nicht an den anderen.
Sondern dies liegt an unserem eigenen Ego in uns selbst.
Die anderen spiegeln uns unser eigenes Ego
Die anderen spiegeln uns lediglich, wie unser eigenes Ego zu uns als Mensch, Person, Herzensfeld-Mensch steht.
Natürlich kann es uns auch passieren, dass unser Ego uns in die Quere kommt, wenn wir eine Rolle spielen, die unserem Ego nicht passt.
Wenn wir uns ein Kostüm/eine Verkleidung/eine Rolle anziehen wollen, mit der unser Ego so überhaupt gar nicht einverstanden ist und auf Kriegsfuß steht, dann wird unser Ego alle Hebel und Wege und Möglichkeiten in Bewegung setzen, damit wir diese Rolle nicht einnehmen.
Wie unser Ego dies macht?
Durch die anderen.
Unser eigenes Ego tritt durch die anderen Menschen um uns herum in Erscheinung und verleidet uns, was wir gerne in einer Rolle spielen und erfahren würden.
Manchmal ist dies auch gar nicht böse gemeint, sondern möglicherweise sogar ein Schutz vor unliebsamen, schmerzhaften Erfahrungen, die später auf uns zukommen würden, wenn wir tatsächlich mit dieser Rolle in die Öffentlichkeit treten würden.
Es kann ja durchaus sein, dass andere Menschen die Rolle, die wir spielen/einnehmen, in der Luft zerreißen und mit unserer Rolle auch uns selbst als Rollenspieler. Und selbst wenn wir dann die Art und Weise, wie die anderen mit unser Rolle umgehen, aus einer gewissen inneren Distanz heraus mit der gebührenden Gelassenheit betrachten/bezeugen können, so kann es eben doch sein, dass wir als „Träger des Kostüms“ zur Verantwortung gezogen werden, was wir in dieser Rolle „angestellt/angerichtet“ haben.
Wo spielen wir eine Rolle und so nicht?
Und mit was geht es uns gut?
Erleben wir in unserem Leben immer wieder Situationen mit Drama und Schmerz, so können wir jetzt einmal reflektieren, ob wir eine Rolle spielen oder ob wir als Mensch/als Person beteiligt sind.
Wenn wir als Mensch/als Person involviert sind, so können wir dem Drama leicht entfliehen (sowohl im Privaten, Familiären wie auch im Beruflichen), wenn wir uns einmal überlegen, in welche passende Rolle wir schlüpfen könnten.
Eine Rolle verschafft und eine gewisse innere Distanz.
Und wir nehmen die Dinge dann nicht mehr so persönlich.
Unterm Strich haben beide Seiten Vor- und Nachteile . . .
Mit einer Rolle sind wir lockerer, wir spielen, wir nehmen die Dinge nicht so persönlich, wir haben eine gewisse innere Distanz und wir bleiben viel leichter entspannt - und gesund.
Ohne Rolle sind wir Mensch, sind wir eine Person und nehmen die Dinge schnell persönlich, weil uns die innere Distanz fehlt. Dafür sind wir nahbar, berührbar, verletzlich und betroffen. Was um uns herum passiert, „das macht uns etwas aus“ - es ist uns nicht egal.
Eine Rolle zu spielen ist nicht immer schlecht und ist nicht immer „unecht“
Eine Rolle zu spielen kann in manchen Situationen zu einer großen Entspannung und zu einer aktiven, bewussten Deeskalation beitragen.
Herzlichst
Dein
Björn Geitmann
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